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Bluevelvet001
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Schweißperlen stehen auf seiner Stirn. Er erklärt der Sprechstundenhilfe, warum er wieder in der Ordination von Dr.A. gelandet ist. Es sei kaum möglich als Substitutionskandidat einen Arzt zu finden, der einen auch als Patient aufnimmt. In einigen Ordinationen sei er einfach weggeschickt worden, mit der Begründung, dass man die Verantwortung für diese hohe Dosis nicht übernehmen will – was auch immer das heißen soll, der Doktor hätte das so gesagt, nicht selbst habe der Arzt es ihm gesagt –zu feige oder zu beschäftigt - über die Sprechstundenhilfe habe er das erfahren, er wolle ja nicht überheblich erscheinen, aber eine Sprechstundenhilfe sei doch wahrlich nicht qualifiziert, solche Aussagen zu treffen, sie könnte es ja auch erfunden haben, um ihn abzuwimmeln, ob sie das nicht auch so sehe, sie sei ja vom Fach, ja, das sehe sie auch so, sagt die Sprechstundenhilfe und betont gleich, dass er ja jetzt einen Platz und einen Termin beim Doktor habe, worauf er dankbar nickt und einschläft. plakat-arzt-1Da hinter dem Medizin - Tresen sitzt ein Vollprofi, mit einem Riesenherz an der rechten Stelle. Für alle hat sie ein freundliches Wort, sie fühlen sich beachtet und ernst genommen, selbst die uncharmanteste Kritik an der nicht eingehaltenen Reihenfolge, für die sie nichts kann, es geht aufs Konto des schusseligen Dr. A., wie ich später feststelle, an dessen Qualität als Arzt allerdings nichts auszusetzen ist, abgesehen von der Tatsache, dass ich kaum ein Wort verstehe, weil er dermaßen verkühlt ist, dass seine Stimme klingt, wie eine schlecht eingestellte Motorsäge, deren Glieder nur mehr durch den Grind alter Schmiere zusammengehalten werden und entsprechend rasseln. Als ich blutdruckgeprüft, abgeklopft und abgedrückt, mit Medikamenten versorgt wieder im Wartezimmer erscheine, um mir die Rezepte zu holen, rührt mich der Junkie aufs neue mit einer Meldung: „Früher war alles so einfach, da hast dich halt am Abend mit Freunden auf ein Bier getroffen, wenn es dir nicht gut gegangen ist…“
In der Schlichtheit seiner Feststellung offenbart sich eine deprimierende Endgültigkeit, Ausdruck seiner Qual und der Ohnmacht, mit der man dieser heimtückischen Krankheit gegenübersteht.
 

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