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Bluevelvet001
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Sie spricht mit ihren Pflanzen, so wie sie mit den Menschen spricht. Tag für Tag. Die Reste der Sonnenblumenkerne, von den Meisen übergelassen, bilden die Basis für ihren selbst produzierten Dünger. Dazu kommt dann noch Kaffeesatz, frische „Maulwurfserde“, und einige Kügelchen Blaukorn. Sie sitzt vor ihrer lebenden Galerie, streichelt über die Sonnenblumen, wischt die Blätter der Zimmerpalmen, die im Winkel geschützt stehen, nicht der direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt, dorthin hat sie die Töpfe gestellt, wo es besonders lange warm ist, die Hitze am besten gespeichert wird. restaurant-terrasseSie schneidet die Tomatenstauden, zupft die welken Kräuter aus, prüft die Verschlüsse der Tinkturen, die sie selbst angesetzt hat, Ringelblumen, Minze und Johanniskraut. Noch zwei bis drei Wochen im direkten Sonnenlicht, dann sind sie fertig, werden die Wehwehchen der Kinder und Kindeskinder lindern, die Nachbarin wird kommen, wenn sie nicht schlafen kann und sie um die Johanniskrautessenz bitten. Und von Zeit zu Zeit, wenn sie selbst wieder von den alten Albträumen heimgesucht wird, dann wird sie sich selbst bedienen. Dauernd sind Menschen um sie, immer braucht jemand ihre Hilfe, ihren Rat, sie kommen um zu plaudern, ihre Sorgen und Nöte loszuwerden, sich über andere aufzuregen, oder einfach nur lustig zu machen, sie suchen ihre Nähe, erwarten, dass sie da ist, sonnen sich in ihrer freundlichen Art. Und sie ist da, lindert, hört zu, versteht, gibt Rat, streichelt, verbindet, tröstet. Keiner hat je gefragt, wie es ihr geht, doch das stört sie nicht, sie bemerkt es nicht einmal, nur ich, ich habe es bemerkt und jedes mal nehme ich mir aufs neue vor, sie zu fragen. Und jedes Mal vergesse ich es.
lemi63 meinte am 08:24:
Was würde sie wohl sagen? Sie würde still in sich hineinlächeln - es gehe ihr gut - danke der Nachfrage! Aber in Wirklichkeit wäre es ihr wahrscheinlich peinlich und unangenehm, weil sie an ihre eigenen Sorgen erinnert werden würde, die sie doch so erfolgreich wegdrückt und die Last und Ängste aller anderen auf sich nimmt. Die wiegen halt oft nicht so schwer wie die eigenen. Solche BalkonbewohnerInnen gibt leider viel zu viele in jeder Stadt. 
bluevelvet001 antwortete am 11:48:
na ja, ich dachte an eine bestimmte Person dabei, besser gesagt eine Mischung aus Wunsch, wie ich sie gern gehabt hätte und der realen Person.
Müssen immer "eigene Sorgen weggedrückt" werden, ist es nicht möglich, eine starke innere Ausgeglichenheit in sich zu spüren um genau so zu sein, wie ich diese Person beschrieben habe? 
 

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