Kennen sie die Momente, in denen der „Triggergnom“ zuschlägt:
"trigger" * engl. = Auslöser
„Ich erschlag ihn mit einem nassen Fetzen...ich brat mir seine Eier zum Frühstück...der wird sein blaues Wunder erleben!“ Die Nagelschere schnipselt große Stücke der bräunlich-gelben Hornhaut von ihren Fersen. Ihr Lebensgefährte hat nicht zu Hause geschlafen, erklärt sie mir.
Sie sitzt vor ihrem Milchkaffee, der Kittel, den sie auch beim Schlafen trägt, steht vor Dreck. Der Wahnsinn lächelt fröhlich aus ihren Augen. Aller Zorn auf ihren Lover lässt den fetten Mops, der ihr zu Füßen sitzt und genüsslich an ihren Quastenpantoffeln knabbert („schleich die Schischi, geh scheiss’n in dei Kistal“) völlig kalt.
Hausbesuch.
Im Hintergrund blubbert das Kochwasser, und es stinkt infernalisch. Ich weiß genau, was da kocht - Hundefutter. Stücke vom Schlund, Magen und Rinderherzen schwimmen in dem Zehnlitertopf. Eine Eiweiß-Schaumkrone bedeckt die Oberfläche, immer wieder zischt es, wenn die Flüssigkeit übergeht, das Gemisch verbrennt, kleine Wasserkügelchen tanzen auf der zweiten eingeschalteten Herdplatte.
Auch die Einrichtung erinnert mich frappant an die Wohnküche meiner Urgroßmutter. Eine mit weißem Spiegellack dick überzogene Kredenz mit Milchglasscheiben, auf wuchtigen Füßen, die an Hundehaufen erinnern- mein neugieriger Blick trifft Schischi, die sich gerade ins Vorzimmer verzieht. Einige Ansichtskarten stecken in den hölzernen Fensterrippen. Die Kakteen am Fensterbrett trotzen der Kälte, die sich beharrlich durch die Holzfugen zwängt. Ein Schaumstoffpolster steckt zwischen den Doppelscheiben, kämpft einen nicht zu gewinnenden Kampf gegen die Minusgrade.
An der Wand, Urgroßvaters Bild, wehrmachtsuniformiert, mit seinen markanten, harten Gesichtszügen, darunter ein paar Orden auf einer roten Kordel zwischen zwei Nägel gespannt.
Mir wird schlecht. Ich entschuldige mich und tue etwas, was ich bei Hausbesuchen immer zu vermeiden suche. Ich gehe aufs Klo. Da wartet schon der optische Triggergnom auf mich und haut mir unvermittelt eine rein. Der Holzrahmen auf der Klomuschel schimmert feucht und ich bilde mir ein, Schimmelspuren zu sehen. Erleichtern wollte ich mich ohnehin nicht, nur dem entsetzlich Gestank entkommen, vom Regen in die Traufe, basta, das sitzt.
Ein einfacher Spiegel über dem Waschbecken, blind und mit unzähligen gelben Spritzpünktchen übersäht, eine heftpflasterfarbene Ablage mit Kukident - Schachteln, Hämorridensalbe, mehrere Stücke Kernseife und ein schwer gezeichnetes Nagelbürstchen.
Ich mache, dass ich wieder rauskomme. Im Gang trete ich -der im Halbdunkel kaum auszumachenden - Schischi auf den Schwanz, wofür sie sich mit einem kräftigen Knurren bedankt.
Ich überstehe den Besuch ohne zu erbrechen, weil sie das andere Fenster geöffnet hat, um mit der Nachbarin zu sprechen.
Als ich auf die Strasse trete, geht die Sonne auf, eine Wiedergeburt, und bis zum Auto hab ich die Sache fast vergessen, denke tatsächlich mit etwas Wehmut an den herrlichen Gugelhupf mit den leckeren eingebackenen Schokostücken in der Masse, den meine Urgroßmutter immer auftischte, wenn ich sie besuchte.
Triggergnom! Ich schlag dir den Schädel ein, wenn ich dich noch mal bei Uroma erwische!
"trigger" * engl. = Auslöser
„Ich erschlag ihn mit einem nassen Fetzen...ich brat mir seine Eier zum Frühstück...der wird sein blaues Wunder erleben!“ Die Nagelschere schnipselt große Stücke der bräunlich-gelben Hornhaut von ihren Fersen. Ihr Lebensgefährte hat nicht zu Hause geschlafen, erklärt sie mir.
Sie sitzt vor ihrem Milchkaffee, der Kittel, den sie auch beim Schlafen trägt, steht vor Dreck. Der Wahnsinn lächelt fröhlich aus ihren Augen. Aller Zorn auf ihren Lover lässt den fetten Mops, der ihr zu Füßen sitzt und genüsslich an ihren Quastenpantoffeln knabbert („schleich die Schischi, geh scheiss’n in dei Kistal“) völlig kalt.
Hausbesuch.
Im Hintergrund blubbert das Kochwasser, und es stinkt infernalisch. Ich weiß genau, was da kocht - Hundefutter. Stücke vom Schlund, Magen und Rinderherzen schwimmen in dem Zehnlitertopf. Eine Eiweiß-Schaumkrone bedeckt die Oberfläche, immer wieder zischt es, wenn die Flüssigkeit übergeht, das Gemisch verbrennt, kleine Wasserkügelchen tanzen auf der zweiten eingeschalteten Herdplatte.
Auch die Einrichtung erinnert mich frappant an die Wohnküche meiner Urgroßmutter. Eine mit weißem Spiegellack dick überzogene Kredenz mit Milchglasscheiben, auf wuchtigen Füßen, die an Hundehaufen erinnern- mein neugieriger Blick trifft Schischi, die sich gerade ins Vorzimmer verzieht. Einige Ansichtskarten stecken in den hölzernen Fensterrippen. Die Kakteen am Fensterbrett trotzen der Kälte, die sich beharrlich durch die Holzfugen zwängt. Ein Schaumstoffpolster steckt zwischen den Doppelscheiben, kämpft einen nicht zu gewinnenden Kampf gegen die Minusgrade.
An der Wand, Urgroßvaters Bild, wehrmachtsuniformiert, mit seinen markanten, harten Gesichtszügen, darunter ein paar Orden auf einer roten Kordel zwischen zwei Nägel gespannt.
Mir wird schlecht. Ich entschuldige mich und tue etwas, was ich bei Hausbesuchen immer zu vermeiden suche. Ich gehe aufs Klo. Da wartet schon der optische Triggergnom auf mich und haut mir unvermittelt eine rein. Der Holzrahmen auf der Klomuschel schimmert feucht und ich bilde mir ein, Schimmelspuren zu sehen. Erleichtern wollte ich mich ohnehin nicht, nur dem entsetzlich Gestank entkommen, vom Regen in die Traufe, basta, das sitzt.
Ein einfacher Spiegel über dem Waschbecken, blind und mit unzähligen gelben Spritzpünktchen übersäht, eine heftpflasterfarbene Ablage mit Kukident - Schachteln, Hämorridensalbe, mehrere Stücke Kernseife und ein schwer gezeichnetes Nagelbürstchen.
Ich mache, dass ich wieder rauskomme. Im Gang trete ich -der im Halbdunkel kaum auszumachenden - Schischi auf den Schwanz, wofür sie sich mit einem kräftigen Knurren bedankt.
Ich überstehe den Besuch ohne zu erbrechen, weil sie das andere Fenster geöffnet hat, um mit der Nachbarin zu sprechen.
Als ich auf die Strasse trete, geht die Sonne auf, eine Wiedergeburt, und bis zum Auto hab ich die Sache fast vergessen, denke tatsächlich mit etwas Wehmut an den herrlichen Gugelhupf mit den leckeren eingebackenen Schokostücken in der Masse, den meine Urgroßmutter immer auftischte, wenn ich sie besuchte.
Triggergnom! Ich schlag dir den Schädel ein, wenn ich dich noch mal bei Uroma erwische!
bluevelvet001 - am Mittwoch, 22. Dezember 2004, 08:19
Selena meinte am 09:31:
Ich rieche und leide mit dir :))Und dann gibt es noch Gemeinschaftswaschküchen in Mietshäusern aus den 60er Jahren. Die Familien schlachten selbst, Blutwürste entstehen, aus dem Kopffleisch wird Sülze gemacht und...man lässt das Fett aus, um Griebenschmalz zu machen – es stinkt erbärmlich, das ist einer meiner „trigger“.
l.n.m.v.d.g.
Sel
bluevelvet001 antwortete am 11:24:
Diesen Geruch kenn ich auch!Ein Historiker hat mir hierfür eine Erklärung geliefert. In den späten 60ern und 70ern gab es eine "Fleisch-ab-Hof" Offensive österreichischer und deutscher Bauern. Diese wurde vor allem von ärmeren Bevölkerungsschichten in Anspruch genommen. Kaufgemeinschaften entstanden und die einzige Möglichkeit, die Tiere zu zerlegen und verwerten gab es in den Gemeinschafts-Waschräumen der Häuser, hier war genug Platz, Wasser, Elektrizität und große Flächen. Da bereits viele über Waschmaschinen verfügten, wurden diese Räume dann kurzfristig umfunktioniert.
ps:
Übersetzungshilfe: "Grieben" * österr. = Grammeln :-))