Er lutscht an dem Brustfellchen des Grillhendls. Rund um seinen Mund großflächige Fettschmierer, die bis zu den Ohren reichen. Seine Frau steht ihm gegenüber und quetscht Ketchup auf den Kartoffelsalat. Die drei gelben Zähne in ihrem Oberkiefer sind sicher jeder drei Zentimeter lang. Ihre Stirn ist mit dicken Schweißtropfen bedeckt, sie perlen an den Wangenschwarten hinunter, sammeln sie sich an ihrer Kinnspitze und tropfen auf ihren Pappteller, aufs Hendl, auf den Salat. Ich stehe heute am Salatstand, frage mich, ob ich hier wirklich gerne stehe, entscheide mich für den Selbstbetrug, bestelle daher den Griechischen Salat fast unbeschwert, weil freiwillig, und ärgere mich, nachdem ich den ersten Bissen genommen habe über mich selbst, denn ich weiß, Griechischer Salat schmeckt mir außerhalb Hellas’ nur, wenn ich ihn selbst mache. Kurz blicke ich noch zum Hendlpärchen und merke, dass die Alte mich anschaut, ich ernte ein fettstrahlendes Grinsen und ich kann nicht anders, als zurückzugrinsen. Dann beginne ich die Prozedur. Ich denke an den Geruch, der in der Wohnung der beiden herrscht, schnuppere, schließe die Augen, konzentriere mich auf das Bild; Hundefutter, Katzenstreu, eingebrannter Kohl, nasser Hund, alter Mann und vollgepisste Rosshaarmatratzen. Es wirkt. Ich esse meinen Salat nur zur Hälfte, den Rest lasse ich mir einpacken, Abendessen und „Friss die Hälfte“ leicht gemacht. Meine unglaubliche gedankliche Kraft wird mich zum Idealgewicht führen! Ekel-Stories hab ich genug im Kopf, um mir im entscheidenden Moment den Appetit zu verderben.
bluevelvet001 - am Mittwoch, 29. Juni 2005, 08:24