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Trauriges Herz
Kein Wort des Trostes hilft.
Kein Zeichen, das dich hoffen lässt.

Ich kann...
Ich mag...
Ich will...
Ich muss...
Fremdbestimmt?
Ein Loch in euren Seelen?

Regen und kein warmer Platz.
Stumme Lippen, taube Ohren
Schwere Gedanken.
Der Regenbogen – weit entfernt.

Doch gräbt sich ein Gedanke
Durch den Gehirnmorast.
Stark wie ein Bulldozer
Schiebt er den Frust beiseite
Und zieht den Regenbogen
Hinter sich her.

„Liebe ist nur ein Wort?“

Du denkst an die Pascalsche Wette.
Und interpretierst sie um:

„Glaubst du an die Liebe,
und sie existiert nicht,
so ist es egal.“
„Glaubst du nicht an die Liebe,
und es gibt sie doch,
so bist du in der Hölle,
obwohl es einen Himmel gibt!“

„Daher ist es dumm,
nicht an die Liebe zu glauben!“

5.
Albert humpelte, auf Sam gestützt, eine kräftige Blutspur hinter sich herziehend aus der Bar. Beim Dodge angekommen klopfte sich Sam ziemlich fest auf seine Stirn, was er sofort schwer bereute. Doch der Schmerz half ihm dabei, wieder klar im Kopf zu werden - zumindest einen Zustand zu erreichen, den Sam als klar empfand.
„Das Brett…wir haben das Scheiß-Brett vergessen…es ist ein Beweisstück, ich muss es holen!“
Brett hatte nicht mehr damit gerechnet, wieder auf der Ladefläche des Pickup zu landen. Dort sollte er auch nicht lange bleiben. Auf einer Brücke hielt Sam den Wagen an, schaltete die Warnblinkanlage ein, zerrte Brett vom Auto und warf es, als er sich sicher war, dass ihn niemand beobachtete, einfach von der Brücke. Ein bisschen ärgerte sich Brett schon, über die lieblose Behandlung, nachdem es Sam und Albert so „wertvolle“ Dienste geleistet hatte, aber was machte es für einen Sinn, jetzt zornig zu sein?
<Zumindest wird der menschliche Dreck von mir abgewaschen>, versuchte er die Sache positiv zu sehen, <mal sehen, wo ich lande>.
Nach einiger Zeit gemächlichen Dahinschipperns wurde die Strömung deutlich stärker. Es kam, wie es kommen musste. Der Sturz über die Wehr selbst war kaum der Rede wert. Was Brett aber fertig machte, war der Strudel, kurz vor dem Treibgut Gatter, in dem es insgesamt sechs lange Tage, mit unzähligen Plastikkanistern, Bällen, anderen Holzteilen, Wurzelstöcken und Kunststofffolien herum schwamm, kreiselte, unterging, wieder hochkam, anstieß, unter Wasser gedrückt wurde, wieder auftauchte, bevor ihn die Kinder - mit Hilfe eines Stockes, durch den ein Nagel getrieben war, welchen man ihm in seinen nassen, vollgesaugten Kopf schlug - endlich an Land zogen.

Wow!
Unfallkrankenhaus, Unfallchirurgie im Landeskrankenhaus, Wachzimmer Maxglan, Wachzimmer Lehen, warten, Protokolle aufnehmen lassen, Schädel röntgen, Befunde einfordern; hitzegeplagte Autofahrer, Hupkonzerte, agressive Radfahrer, 50 Grad im Auto, ohne Klimaanlage ein gesundes Mittagessen (Vorspeisenteller) beim Türken und zurück ins Büro in knapp 4 Stunden. Salzburg von Nord nach Süd, über Ost nach West; ein Liter Flüssigkeit verloren, ohne Hitzschlag und vollgekotztes Auto pünktlich zum ausgemachten Termin zurück - ich wusste immer, dass ich gut bin, aber so gut :-)!

Brett war klug genug, um zu wissen, was jetzt kommen würde. Angenehm würde es sicher nicht werden. Einmal mehr wunderte es sich über die Kraft von Sam, der es mühelos hochhob, seinen hinteren Teil unter die Achsel klemmte und mit einem fürchterlichen Kampfschrei zurück in die Bar lief. Einige verschreckt wirkende Gäste gingen in Deckung und hielten sich die Hände vors Gesicht, als er an ihnen vorbeistürmte. Als Sam kurz nach der Garderobe um die Ecke bog, erwischte er die -ebenfalls flüchtende- Kellnerin mit Bretts Kopfteil frontal an der linken Backe. Brett spürte das makabre Surren der Vibration, als Holz auf Knochen traf, mit all seinen Fasern.
„Sorry, Sofie“, quetschte Sam hervor und stürmte auf den Menschenknäuel zu, unter dem Albert irgendwo verborgen sein müsste.
Bretts Kopfteil knallte jetzt abwechselnd auf Hinterköpfe, Schädelknochen, Brustkörbe und Schlüsselblätter. Einen, der versuchte sich aufzurichten, bohrte Sam Bretts Kopf direkt in die Weichteile. Sams Bemühungen zeigten Erfolg. Die Brutalität, mit der er Brett einsetzte vertrieb die Angreifer und schließlich kam auch Albert zum Vorschein. Sein Gesicht war ziemlich malträtiert und er hielt sich mit der Hand das rechte Ohr, von dem – wie sie später feststellen sollten - gut die Hälfte fehlte.
Sam warf Brett zu Seite und kümmerte sich um seinen Kumpel. Brett landete auf dem Gesicht eines K.O - Geschlagenen. D a s muss es sein, was die Menschen immer als „ein Brett vor dem Kopf haben“ bezeichnen, dachte Brett bei sich und versuchte nach der ganzen Aufregung ein wenig zu entspannen und die Schrammen und Schäden auszumachen, die er bei dem Kampf erlitten hatte. Kaum der Rede wert, sah man von den unangenehmen Blutspritzern und Haut- und Gewebeteilchen einmal ab, die sich an seinen Ecken abgelagert hatten.

4.
Sam war ein unverbesserlicher Säufer, der, wenn er ordentlich abgefüllt war, stets einen Streit vom Zaun brach. Mit seinen 1, 65 Metern, dem wuchtigen Schädel zwischen den eher schmalen Schultern, war er das krasse Gegenstück zu Albert, der ihn zwei Köpfe überragte, cornettoförmig ab der Hüfte aufwärts gebaut. Dazu passten seine spindeldünnen Beine nun überhaupt nicht, ebenso wenig, wie der vergleichsweise winzige ovale Schädel.
Wenn es einen Schwachpunkt an Albert gab, sobald es ans Austeilen ging, (meist ausgelöst durch Sams loses Mundwerk nach dem achten Whiskey Sour) dann waren es diese Storchstelzen, die er immer unter weit geschnittenen Kordhosen zu verstecken suchte. Die Hosen gerieten immer zu kurz, denn Albert weigerte sich, in Spezialgeschäften für Übergrößen einzukaufen. An der Farbe seiner Socken konnte man den Wochentag erkennen, wenn man sich die Mühe machte, diese täglich zu notieren – heute trug er die Gelben. Genau an denen kratzte sich Albert gerade, als es an diesem Abend losging.
Brett lag nichts ahnend, die laue Abendluft genießend auf der Ladefläche des Dodge, als es von der Eingangstür des Lokals die hysterische Stimme von Sam hörte.dodge-5
„Na wartet ihr Schweine, ich zeig ’s euch! Warte Al, ich komme und helfe dir…ich werde die Scheiße aus den Pennern rausprügeln!“
Sam stand mit blutverschmiertem Gesicht vor der Ladefläche. Er nahm den Pumpstiel des Wagenhebers, der neben Brett lag, schwang in kurz durch die Luft, ließ ihn in seine flache Hand klatschen, warf ihn beiseite und machte dasselbe mit dem Radkreuz. Dann fiel sein gehetzter Blick auf Brett. Dem wurde richtig angst und bang als es Sam so verstört in seine Richtung gaffen sah. Es lag nun schon einige Wochen hier, hatte sich mit seinem Schicksal abgefunden, als Verankerungshilfe für diverses Werkzeug und Material sein Dasein auf dem Pickup zu fristen, einige Male war es mit in die Häuser der Kunden genommen worden, und hatte damit Gelegenheit mit anderen Brettern zumindest die wichtigsten Neuigkeiten über fallende Holzpreise in Kanada und den Importstop für die Kollegen aus dem Tropenwald zu diskutieren…

Es war in seinem Kopf, seit er aus Baum herausgeschnitten wurde. Unzählige Geschichten rankten sich um diese Bretter und im Centralpark hatte es einen Baum gegeben, dessen Großvater Bretter hervorgebracht hatte, die auf dem Bühnenboden von New Yorks berühmtester Bühne, der Metropolitan Opera ihre Bestimmung gefunden hatten.
Ja, das war es, was Brett wollte, wobei es noch einen Schritt weiter ging, und sich in seinen kühnsten Träumen als Teil der Dekoration sah. Noch nie hatte er von jemandem gehört, der es soweit gebracht hatte. Da wollte er hin und nirgendwo anders. Doch dafür sah es derzeit nicht besonders gut aus.
Es sollte vollkommen anders kommen, als Brett es erwartet hatte. Schuld daran war ein schlecht verschlossener Lacktopf. Der Sohn des Chefs stieß den Topf um, ein besonders heikler Lack, schnell trocknend und mit Superhaftung – ausgerechnet mit Superhaftung, diese besonders teure Qualitätsstufe sollte für sein weiteres Schicksal verantwortlich sein.
Im Betrieb wurde nicht lange gefackelt. Nachdem zwei Arbeiter versucht hatten, den Lack abzuwischen, landete Brett, notdürftig gesäubert am Stapel mit Bodenholz, aus dem vorzugs-weise Dielenbretter und Parketten gefertigt wurden. Und da es zuoberst lag und ohnehin mit Farbe bekleckert war, somit nicht mehr für eine weitere Verarbeitung zum Parkett gut geeignet schien, nahmen Sam und Albert es auf ihre nächste Tour Downtown mit, für ein Brett in seiner Länge und von seiner Stärke hatten die beiden bei ihren Ausbesserungsarbeiten immer Verwendung...

3.
Das hässliche Schornstein-Schicksal war Brett somit erspart geblieben und es landete, nach einigen Monaten Lagerung unter regenschützendem Wellblech als Rohholzreserve bei einem New Yorker Kunsttischler. Völlig unbehandelt und mit Rindes’ letzen armseligen Fetzen an den Seiten bedeckt, steckte es als Viertes von oben in einem Stapel.
Es ging Brett nicht schlecht, hatte es doch eine Methode gefunden, im Stapel bleiben zu können, oder allenfalls auf einem anderen zu landen, wenn es keine Lust hatte, zu diesem oder jenem Möbelstück verarbeitet zu werden. Die anderen Rohhölzer hatten ihm den Tipp gegeben. Stell einfach ein paar Schiefer auf, wenn sie dich holen! Garantiert lassen sie dich fallen, fluchen kräftig und nehmen einen anderen von uns. Die Sache klappte vortrefflich, bis eines Tages die große Schleifmaschine angeschafft wurde, und alle Rohholzreserven einer anständigen Rasur unterzogen wurden. Da war’s vorbei mit dem Schiefertrick, denn man konnte drücken, soviel man wollte, da ließ sich nichts mehr aufstellen, sie waren alle glatt gehobelt wie ein Baby-Popo. Brett war betrübt ob der ungünstigen Aussichten.
Ein paar Wochen später war es dann soweit, Brett war in der Renovierungsabteilung als Teil einer Schranktür vorgesehen. Kein schlechter Platz, grundsätzlich betrachtet, aber Brett war traurig, denn sein sehnlichster Wunsch war seit jeher, als Teil der „Bretter, die die Welt bedeuten“ verarbeitet zu werden...

Und wie er gewachsen war! Keine 30 Jahre hatte es gedauert, und er war zu einem der prachtvollsten Bäume im Park herangereift. Bei Platzkonzerten konnte er bis zu 120 Personen Schatten spenden und bis zu acht Menschen konnten sich gleichzeitig an seinen Stamm lehnen. Beachtlich, wirklich beachtlich.
Brett war aus dem linken oberen Bereich von Baums Stamm geschnitten worden, nachdem das Schreckliche passiert war. Noch heute treibt es Brett die Harztropfen an die Oberfläche, wenn es an diese schreckliche mondlose Nacht dachte.
Ein gewaltiger Blitz hatte Baum erwischt, kalt und unvorbereitet, die gesamte Krone war zerstört worden, das Feuer hatte fast alles Grün vernichtet, und als der Brand gelöscht war, bot Baum nur mehr ein jämmerliches Bild.
Der Obergärtner der Stadt New York hatte ihn darauf hin zum Fällen freigegeben. Diese Schmach hatte Baum endgültig umgebracht, noch auf dem Weg ins Sägewerk hatte sein Herz ausgesetzt, zwei Jahresringe waren geschrumpft, wie es im Augenblick des Todes bei Bäumen passiert, und nur Baums treuer Gefährtin, der unverwüstlichen Rinde und ihrer enormen Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern und dadurch absolut frisch zu wirken, war es zu verdanken, dass Baum, oder das, was von ihm übrig war, in die Bretterabteilung kam und nicht als Brennholz endete, denn die Beschaffenheit der Rinde diente dem Vorarbeiter im Sägewerk als Kriterium für seine Auswahl.

2.
Brett erinnerte sich gut an die Geschichten von Baum - als sie noch eins waren - die Geschichten von den Pionieren, auf Planwagen genagelt, geschraubt, verkeilt, zu Rädern gebogen und in Symbiose gezwungen mit dem verhassten Eisen, das als Schutzumkleidung für die holzgefertigten Räder und als Achse diente; von den Pfeilspitzen der Indianer aufgebohrt, von Kugeln zersiebt und in Brand gesteckt, waren seine Ahnen vom Osten in den Westen gekommen als Samen oder in jungem Alter angepflanzt in Tontöpfen, beschützt von ihren Brettern, hatten sich gepaart mit den wilden Bäumen in dieser Gegend, hatten sich vermehrt und die Städte der Menschen dort gebaut.
Dies alles geschah zu einer Zeit, als Baums Vater in der Nähe von Newark, New Jersey, gepflanzt wurde- eine Einzelpflanzung, wohlgemerkt, von einer polnischen Einwandererfamilie, in die fette Erde vor ihrem kleinen Farmhaus gesetzt, als der erste männliche Stammhalter, geboren wurde.
Brett war stolz auf seine Herkunft, denn es stammte ja nicht aus irgendeiner einfachen Zuchtholzplantage, es war ein frei geborener Baum, und Bretter aus frei geborenen Bäumen geschnitten, waren immer noch etwas Besonderes.
Nachdem Baums Vater seinen Samen verstreut hatte, und der Wind Baum selbst - damals noch nicht Baum, und noch weiter entfernt von der Erscheinungsform eines Bretts - bis nach New York gebracht hatte, nicht etwa irgendwohin in New York, nein, mitten in den Central Park hatte es Baum Junior getrieben. Hier hatte er sich sorgfältig auswählend und mit Hilfe seiner Freunde, der plötzlichen Windstöße, ein herrliches sonniges Plätzchen gesucht, um zu wachsen.

Für Josef P. war es ein leichtes, den Seilzug zu bedienen, der Brett nach oben gebracht hatte. Die metallische Rundankerung, die den Flaschenzug hielt, welcher es an die Stelle verfrachtet hatte, an der es jetzt hing, war einfach in Libertys’ Kittel geschraubt worden, zirka 15 Meter über Brett. Das Ende des langen Seils, das bis zur Plattform herunter reichte, auf der die Führungen rund um Libby abliefen, war schnell gefunden und Brett sank – fachmännisch von Josef P. Driftwood abgeseilt - überaus dankbar zu Boden.
In seiner überzeugenden Art war es kein Problem für Josef, den Ticketmann der Fährbesatzung von der Notwendigkeit einer Überstellung von Brett ans Festland, sprich in seine Werkstatt zu überzeugen.
Brett fühlte sich zunehmend wohler, als es da so an Josef gelehnt, die Skyline von New York betrachtete, für Millionen Einwanderer war es der erste Anblick, als sie mit dem Schiff ankamen. Die Freiheitsstatue stand für ein neues Leben und ein neues Land.
Hier endet die merkwürdige Geschichte von Brett oder sie beginnt, wie man will, an diesem bewölkten Donnerstagnachmittag, auf der Fahrt zurück von der Freiheitsinsel in den „Melting Pot of Nations“- seiner geliebten Heimatstadt. Ihr fuhren sie nun entgegen, und urplötzlich kamen die Bilder aus der Vergangenheit.

1.
Am Anfang war Brett allein. Es ragte meterlang, stark farbbeschmiert quasi aus dem Arsch der Freiheitsstatue. Die Arbeiter hatten es dort einfach vergessen. Amerikas berühmtester Arsch hatte einen neuen Anstrich verpasst bekommen, ein mattes Grün, so matt wie der verblichene, von Wind und Regen traurig gewaschene Gesichtsausdruck der einst strahlenden Liberty. Ein Grün, dass der Sau grausen konnte. Und dann vergaßen sie auch noch das Brett, das farbverschmierte.
Es war dann tatsächlich Zufall, dass Josef P. Driftwood, zu den Menschen gehörte, die alles wiederverwerten können und er, um die Zeit tot zu schlagen, wieder mal zur guten alten Liberty rausgefahren war, also genau zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle war, um zu erkennen, dass Brett da ganz herrenlos herumhängend, die geschichtsträchtige Stimmung beträchtlich störte, wie es da so aus dem Arsch der Liberty ragend, unangebrachte Heiterkeit erzeugte. Hier und da hört man schon spitze Lacher aus der Jugendgruppe, deren Mitglieder-wohl eher gezwungenermaßen- bei der alten Lady hier vorsprachen. „Hihi, haha, was macht das Brett denn da...“? Da war dringende Initiative geboten.
Brett ging es an diesem Tag nicht so besonders. Es hatte geregnet und an den Stellen, an denen es nicht farbverschmiert war, war das Regenwasser in seine Fasern gekrochen und nun fühlte Brett sich schwer, sehr schwer. Außerdem schnitten die Seile, an dem es befestigt war ziemlich ins Holz. Es fehlten Brett die klassischen Befestigungsmechanismen, die metallver-stärkten Ösen, es war nämlich gar kein Gerüstbrett. Man hatte es wieder mal missbraucht, als Farbkübel-Abstellplatz, es einfach angebunden an das Gerüst, an die Metallrohre und unzählige seiner Verwandten, die Gerüstbretter, gefesselt.

The sound of the engine
Swallows my dreams.
And when the silence
Is appearing again
The voice of the darkness
Threatens my wits.

I am a dirty weeper
Lost in the space
That I hate so much.
Cause of its unbearable infinity.
It menaces my intact little world

Outside is war-time.
Hard to ignore.
But I do.

I already died.
Because I disclosed my dreams.
So better listen
To the sound of the engine.

Listen!
As long as you listen,
You can not loose your brains.
This is ok.

Von der Welle des einseitigen, einsamen und unheilvollen Vertrauens in den Rat ihrer Freundin getragen, hat sie es endlich gewagt und die Anzeige erstattet. Nun marschiert sie los, die ungeschmückten, kalkweißen Gänge des Gerichtgebäudes überwindend, auf dem Weg in den Verhandlungssaal, um ihn an den Pranger zu stellen, ihn richten zu lassen, ihm einen Teil „davon“ zurückzugeben, von dem, was er ihr über fast zwei Jahrzehnte lang angetan hat; die Schmerzen, die Demütigung, die Angst, die Schuld, die Scham soll er zu spüren bekommen, mit jeder Zelle seines verhassten Körpers. Die Wunden, die er ihr zugefügt hat, werden nie mehr ganz verheilen, immer wenn ein Mann sie berührt, wird eine von ihnen wieder aufbrechen, zu bluten beginnen, pulsieren wird ihr Herz in dieser Wunde, die Erinnerung wird wiederkommen, unvermeidlich - sie hat ein glänzend funktionierendes Gedächtnis - das Blut wird warm ihre Schenkel hinab rinnen, jeder Tropfen wird ein schauerliches Geräusch auf den steinverkleideten Gängen ihres Hirns hinterlassen, hundertfach verstärkt, durch die unheimliche Stille des angstvollen, duldenden Schweigens in der Vergangenheit. Die Stille hat ein Vakuum erzeugt in ihrem Kopf, ein Vakuum der vorübergehenden Sicherheit, so wurde sie unempfindlich gegen die Schmerzen, in den hässlichsten Momenten ihrer Qual, ein Vakuum, in das sie sich sehr oft geflüchtet hat. Diese lähmende Stille ist es, die jetzt erstmals unterbrochen werden soll; er auf dem Weg zu seinem Richter, der Recht sprechen wird, männliches Recht, sagen ihr die Frauen der Schutzeinrichtung, an die sie sich gewandt hat, doch kann auch dieser Richter nicht vorbeisehen an den unzähligen Narben und Verstümmelungen, die er ihr im Namen der ehelichen Gemeinschaft und der damit verbundenen Rechte und Pflichten verpasst hat – sagen sie...
Der Richter wird es nicht wagen, ein weiteres Schandurteil zu sprechen, er steht im Scheinwerferlicht des Schauprozesses, der allgemeinen Aufmerksamkeit, des öffentlichen Interesses. Er wird es nicht wagen - sagen sie...
Alleine steht sie jetzt – keine Freundin, keine Sozialarbeiterin, kein Familienmitglied ist da - an den Türstock gelehnt, ihr Blick in banger Erwartung auf den Richter fixiert. Der fiebrige, Gerechtigkeit erwartende Glanz in ihren Augen verschwindet sofort, als sie das Urteil hört, „zwölf Monate bedingt“, mit der Auflage, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, bei einem Strafrahmen von maximal fünf Jahren, wie ihr die Juristin erklärt hat. Er marschiert an ihr vorbei, das triumphierende Lächeln gut getarnt, doch sie kennt alle Züge seines Gesichtes, sie sieht es, die böse Fratze, und spürt die kommenden Schläge, denn er wird noch heute den Gerichtssaal als freier Mann verlassen. Und wenn er vor ihrer Türe steht, wird sie ihn hereinlassen – keinen Widerstand leisten, es wird schlimm werden, denn er wird sich rächen wollen, doch sie hat ja die Stille und das Vakuum...und eine gute Freundin.

Sonnenschein – endlich! Alle Welt drängt nach draußen. Spazieren gehen macht wieder Spaß.
Ich pfeife sogar ein Liedchen. Aber nur kurz. Als ich den Bürgersteig wechsle und an einer zart knospenden, lebenden Hecke eines Einfamilienhauses vorbei gehe, schießt plötzlich etwas schwarzes, Fellbedecktes zwischen zwei Sträuchern hervor und beginnt, mich fürchterlich zu verbellen. schlauer-hundGanz Herr meiner Sinne und Reflexe, weil völlig entspannt, ignoriere ich den Köter völlig. Nicht mal ein kurzes Kopfzucken in seine Richtung ist zu bemerken, ich trällere das Liedchen ohne Unterbrechung weiter und schlendere den Bürgersteig entlang, das bellende Vieh weiterhin gänzlich ignorierend. Ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen höre ich ihre Stimme:
„Sie! Ich hab das genau beobachtet!“
Ich bleibe stehen und beobachte die alte Frau, die mir auf der anderen Seite der Hecke nachläuft, hinter ihr die bellende Töle.
„Sie machen das absichtlich!“
Ich kann ihr nicht folgen.
„Sie ignorieren meinen Hund, das ist gemein, wie können sie nur!“
Ich ziehe mein gutmütiges „Sei lieb zu den Nachbarn - Grinsen" auf, in der Annahme, dass sie auf witzige Art und Weise ein Gespräch beginnen will.
„Das verträgt er überhaupt nicht, er wird dann wieder so depressiv. Wie können sie nur, sie Tierquäler!“
Das Grinsen vergeht mir unvermittelt, als ich merke, dass es der alten Frau ernst ist, mit dem was sie sagt.
„Ich...äh... ich - “, stottere ich, völlig perplex von der überraschenden Entwicklung.
"Der Hund hat ein Recht auf eine gebührliche Reaktion! Sie können ihn nicht so einfach ignorieren!“
Ich starre sie ungläubig an, das kann nicht ihr Ernst sein.
„Liebe Frau...“, beginne ich, werde aber sofort abgewürgt.
„...und im Park Tauben vergiften!“
„Nun hören sie mal...“.
„Arschloch, ignorantes!“
Sie beugt sich zu ihrem Hund, streichelt ihm ein paar Mal über den Kopf, worauf er beginnt, ihre runzeligen, erdverkrusteten Zehen zu lecken, die in grünen Kunststoff-Sandalen stecken. Ich ziehe es vor, den Schauplatz zu verlassen, was sie offensichtlich noch mehr in Rage bringt. Ihr Schimpfen verfolgt mich noch mehrere Häuser weit.
Gelebte „psychologische Hundehaltung“, mehr bleibt nicht zu sagen.

 

twoday.net AGB

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