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Bluevelvet001
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Auf ausdrücklichen Wunsch eines treuen Lesers, der es nicht schafft, die Datei "restblogg1" unter "altes" zu öffnen: Ein "Frühwerk", welches offensichtlich vor kurzem Diskussionsstoff in seiner Familie bot: bitte meinen damaligen Hang zur Kleinschreibung zu entschuldigen. Und die Fotos bau ich auch nicht ein! Noch ein Tipp an diesen treuen Leser: Nimm die Finger aus dem Arsch und kümmere dich wieder mehr um deine Klienten :-))

Beim durchlesen meines letzten beitrages begann ich zu rechnen. In den 70er Jahren habe sicher einige hundert dieser „schundheftln“ konsumiert. Unreflektiert wohlgemerkt.
Der begriff der „reflexion“ war bestenfalls aus dem physikunterricht bekannt. Deuten und zusammenhänge herstellen, war jedoch auch damals schon meine sache.
Die existenzialisten, die roten rororo-taschenbücher, sartre, camus im bücherregal, hoben sich deutlich von der gelb leuchtenden reclam-lektüre für den deutschunterricht ab. Sie kamen mir zu hilfe, und bis heute glaube ich, dass es ihnen zu verdanken ist, dass meine psyche keinen größeren schaden genommen hat. Durch die beschäftigung mit den ideen des existenzialismus erfolgte eine reflexion der haarstäubenden inhalte (vor allem der horrorromane), ohne dass sie als solche benannt wurde.
Es war verdammt faszinierend, oma und opa – ganz auf Existenzialist getrimmt - mit antiklerikalen, nihilistischen, ja-atheistischen thesen zu ärgern, ihnen ihre nazivergangenheit vorzuwerfen, sie mit ihrem „wegsehen und weghören“, ihrem antikommunismus und floskeln wie: undemokratisch, blind, rassistisch und antisemetisch an die wand zu nageln, ohne dabei zu bemerken, dass man schon meilenweit von existenzialistischen ansätzen entfernt war und selbst moralisierte, schlimmer als der fanatische dorfpfarrer von der kanzel.
Verwirrt?
O.k. Ich versuche die kurve zu kriegen.
Der existenzialismus lieferte mit seinem - vor allem durch Sartre definierten eigenen wertekosmos, der keine rücksicht auf autoritäten, gesellschaftliche normen oder religiöse bzw. moralische konventionen duldete - die basis. Einige extreme vertreter sahen Donatien de Sade, den berühmt - berüchtigten marquis, als ersten vertreter des existenzialismus. In seinen geschichten triumphierten immoralität, egoismus und rücksichtslosigkeit immer über moral und tugend. De sade schrieb erstmals auf, was andere menschen bis dahin nur dachten. Man konnte in die abgründe der menschlichen seele blicken, eine vorstellung davon bekommen, zu welcher destruktivität menschen fähig sind.
Nächster schritt:
Die verbindung knüpfen vom existenzialismus über de Sade (erfolgreich legitimiert durch simone de beauvoir, der partnerin sartres - „soll man de sade verbrennen?“) hin zu Machiavelli (den hatte man im geschichtsunterricht aufgeschnappt), dessen „Der zweck heiligt alle mittel“, in die gleiche kerbe schlug - all diese großen namen und strömungen trugen nachhaltig dazu bei, dass es möglich wurde „Dr. Morton"- Hefte zu lesen, ohne ausgelacht zu werden. Bei einer Diskussion über die trivialität der spekulativen inhalte brauchte nur einer dieser namen erwähnt werden und schon konnte man sich als sieger wähnen.“ Was anderes formulierte Sartre oder Machiavelli – denk an „Selbsterhaltung und machtsteigerung als einziges prinzip politischen handelns...“, oder „rasches und rücksichtsloses handeln ist besser als vorsichtiges abwägen...“ Kaum jemand war in der lage, solchen philosophischen größen oder strategischen „kapazundern“ etwas entgegen zu setzen.
DR. MORTON- Wissenschaftler - oder Verbrecher? Nobelpreisverdächtiger Wohltäter oder finsterer Dämon? Außergewöhnlich, initiativ, zielstrebig, ungeheuer ehrgeizig, geachtet, geehrt – genial- und doch hart, rücksichtslos gehasst! Charles Bronson sah in dieser zeit im kino "rot", die erste körperweltenausstellung ist noch viele jahre entfernt: Auftritt Dr. Glenn Morton, die erste serie, in der gut und böse nicht getrennt sind, das „gute“ nicht gewinnt, die helden unsäglich menschenverachtend agieren, immer darauf bedacht, jedes tabu zu brechen. Die monty pythons der abartigkeit. Zynisch, kompromisslos, radikal, ohne jegliches mitgefühl. Vielleicht gerade deshalb näher an tatsächlichen zuständen, als jedes andere produkt populärer massenunterhaltung.
Und – die fragen der tugendwächter:
Reaktionär, faschistisch und von perverser verderbtheit? Die jugend aufs gröbste gefährdet, schlichte gemüter verwirrt? Die deutsche bundesprüfstelle für jugendgefährdende schriften ging kein risiko ein, fast jedes heft der serie wurde indiziert.
Ha! Ein grund mehr sich die dinger zu besorgen, woher auch immer!
Ich habe keinen schaden genommen, soweit ich das für mich selbst behaupten kann. Noch heute halte ich es nicht aus, bei gewaltszenen im kino „dran zu bleiben“, der kopf verschwindet zwischen hochgehaltenen Händen oder versenkt sich hinter den aufgestellten knien, ich mache einfach die augen zu und stecke mir die finger in die ohren, hin und wieder verkralle mich aus versehen in den arm meines nachbarn.
Die natürliche grenze funktioniert!
bluevelvet001 - am Dienstag, 20. April 2004, 08:24

Der tote Geliebte

Ich liege im Haar der Steppe. Zu dunkel um zu lächeln. Aber ich habe für einen Augenblick die Zähne entblößt, wie ein böses tobendes Kind, oder wie ein wahnsinniger Pudel- für zehntausend Augen über mir. Sie sorgen für mich jede Sekunde. Ich bin nie allein.m2_t1
Das Haar der Steppe riecht nach dir. Ich erinnere mich an das Lied von den Windmühlen, die ohne Ende mahlen. Ohne Ende hast du es gesungen. Jetzt bist du selber ein Lied. Jetzt singe ich und die Pferde der Steppe atmen heißer, die Sterne der Steppe ticken rascher, und die Steppe bewegt sich im Schlaf und flüstert Unklares.

Es tagt, ich lag die ganze Nacht in den Gräsern. Jetzt ist mein Mund taufeucht und die Augen sind es auch...

http://www.marjana-gaponenko.de/

Don’t catch jellyfish
With your naked hands.
Also try to protect
The rest of your body.

You are impressed
Of her(?) beauty,
Her weightlessness,
Her majestic silhouette.
qualle
You know the result
Of touching her unprotected.
Her magic view
Is irresistible.

Next day, when you look
In the mirror,
You promise:
I’ll never touch her again

Rather fight with a shark
Than touch her(?) again.
The shark will hurt you bad,
Or even kill you.

I hear you say:
"Better being killed,
Than get this horrible “jellyfish burning”
whenever I take a swim.

Be clear in your mind,
You pay only lip service!
You will touch her(!) again.

Das Neonlicht flackert gespenstisch im hinteren Teil des Ganges. Es ist später Abend. Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hat, war es wie ein kleiner Abschied. Die Atmosphäre hier ist anders, Besuche verlaufen anders, in diesen Gängen riecht es nicht nach Desinfektionsmittel, zumindest merkt sie es nicht. Nicht Krankenhaus, vielmehr Büro, Verwaltungstrakt, silberne Schilder mit Namen und Titel und Funktionen: OA, Prim., Sekretariat, Anmeldung, Dr.X, Mag.Y., Anmeldung. img_ueck_gang1
An der Tür, hinter der er kurz zuvor verschwand steht nichts. Sie sitzt und wartet auf ihn. Die Stille ist ohrenbetäubend. Hinter ihr hängen Schilder, die ein Wort erklären, ein Wort, welches - wird es zur Realität - immer Veränderung verursacht, Veränderung für den Betroffenen selbst und all diejenigen, die mit dem Menschen, der in sie stürzt, in Verbindung stehen:
K R I S E .
Anschaulich bunt (Signalfarben in allen Abstufungen) und mit aussagekräftigen Symbolen versetzt, wird der Weg dorthin, der Verlauf und die Gefahren auf vier bunten Tafeln dargestellt. Die letzte Tafel hat die Lösungen, für den Weg aus der Krise; für die, die daran glauben oder glauben wollen oder noch präziser, glauben müssen.
Sie wartet, betrachtet ihre Schuhspitzen, stellt sie in verschiedenen Winkeln zueinander, immer wieder fällt ihr Blick auf das Handy, das sie neben sich auf einen freien Stuhl gelegt hat, sie erhebt sich, drückt ihre Hände in ihr Kreuz, streckt sich durch, blickt auf die Tür, hinter der er verschwand, die Tür ohne Schild. Was dahinter ist, hat viele Namen, sie fürchtet sich davor. Depression, Panik, Manie, Suizidgefahr, Psychose, Störung,... keine dieser näheren Bestimmungen der „Krise“ lässt weiter zu, den Menschen, der dahinter steckt zu sehen, wie er war. Und selbst wenn man ihn lange gekannt hat, ist es leichter, sich dieser Begriffe zu bedienen, wenn man über ihn spricht; es schafft Abstand, lässt vergessen.
Er tritt durch die Türe und schüttelt den Kopf, nur leicht, doch mehr braucht es nicht, sie weiß, es hat sich nichts verändert, man steht beim ersten Satz der vierten Tafel.

Es ist immer wieder höchst amüsant, Menschen in leitenden Positionen dabei zu beobachten, wie wenig sie mit Unabhängigkeit anfangen können. Süffisant grinsend, den Kopf während des Gesprächs immer wieder leicht schräg legend, wäre ich eine Frau, würde er wahrscheinlich auf meinen Busen starren, versucht er mich abzuschätzen, herauszufinden, ob Gefahr von mir ausgehen könnte, die seine Autorität in Gefahr bringt. Streng durch die Hierarchien in der amtlichen Struktur bewacht und somit auch beschützt, werden sie misstrauisch, sobald sie erfahren, dass man ohne Chef arbeitet. An Weisungen gebunden zu sein beruhigt, und es macht ihn nervös, mir gegebenenfalls keine Weisung erteilen zu können, obwohl ich im Auftrag seiner Abteilung arbeite.
Er wählt den Weg der Verbrüderung („...unter uns gesagt...“, „...ihnen brauch ich das ja nicht zu erklären...“, „sie, als alter Profi...“).
Höflich erkundigt er sich über die Fortschritte im laufenden Fall, nicht ohne Witzeleien über Doppelverdiener und deren vorgezeichneten Weg zum „Workaholic“ (er spricht es „Wöako’ holigg“) zu werden.
Na ja, denk ich mir, lieber Hofrat, du bist wahrscheinlich Dreifachverdiener, ein Ausschüsschen hier, ein Vorstandspositionchen da, aber ehrlich gesagt, wie ein Workaholic siehst du mir nicht aus.
Die Cognacflasche steht fast leer in der Nussholz-Vitrine hinter ihm und ich bin mir sicher, bei der letzten Besprechung vor drei Tagen war sie ungeöffnet.
Prost, Herr Hofrat, erteilen sie ihre Weisungen weise!

Isn’t it ridiculous?
Nobody knows the real meaning of love.

Don’t search for it.
What the fuck does it matter,
If you understand what love is.

If you fall in love,
You are lucky, folks!
If not – no problem at all!

Seek refuge in masturbation
My best friend always says,
Vouching Woody Allen:
“Don’t damn Masturbation! “
“It is making love with somebody I really love!”

Seek shelter from the trap called love.
So guys, spit in your hands,
Girls, compress your thights
And start working.

Sehnsucht nach den besonderen Worten. Und wenn sie fallen: Erkannt, verstanden und erhört, die Euphorie setzt unmittelbar ein. Ein leises Lächeln begleitet dich den ganzen Tag, enthüllt dir unentdeckte Schönheiten, dein Geist ist jetzt empfänglich für diese Dinge.00148_00148_1_l
Die Leute merken das, nähern sich, gehen auf dich zu, wollen teilhaben, und es stört dich diesmal nicht. Sonst immer auf Distanz bedacht, lässt du sie mitnaschen an deinem Glück. Du riechst nach Hoffnung, strahlst Wärme aus, verbreitest angenehme Stimmung.
Du liebst und zeigst es.
Immer soll es so bleiben, die innere Stille und Geborgenheit willst du halten. Du schwimmst ganz oben, baust Luftschlösser, verzauberst deine Umgebung und niemand -wirklich niemand - kann dir jetzt wehtun. Nur der Mensch, der die besonderen Worte ausgesprochen hat, er kann den Zauber brechen. In weiter Ferne zeichnet sich die dunkle Wolke ab, kurz irritiert es dich - ein Schatten, der die Sonnenstrahlen bannt - dein Mund zuckt kurz, als du den Blick nach oben richtest; die Schemen der Vergangenheit, sind auf das Blau des Himmels äußerst fein gezeichnet, doch deutlich zu erkennen.
Schnell wechselst du die Richtung, lässt andere Dinge in dein Sichtfeld gleiten, um all das Schöne nicht sofort zu verlieren. Langsam aber unausweichlich kehrst du in deine Wirklichkeit zurück. Und bald wirst du wieder warten, auf den Moment, in dem die Worte fallen.

Frontal und kalt treffen die Worte.
Losgeschickt, um zu verletzen.
Der Zorn verwandelt uns beharrlich
Von Angst wird er vorangetrieben.

Pumpendes Herz, zitternde Hände
Das kleine Kind, es bricht hervor.

Die Angst auf beiden Seiten
Diesmal ganz ohne Netz.
Der Stolz beherrscht den Kopf
Er liebt den Zorn, der bringt ihm Macht.

Und wieder schlägst du wild zurück
Statt in dein Herz zu schauen
Um den geliebten Menschen
Doch endlich wieder klar zu sehen.

Doch merkst du schnell
Es geht nicht mehr
Es gibt nun kein Zurück

Erst später
Wenn die Trauer Einzug hält
Besiegst du Stolz und Zorn
Und kehrst zurück ins Leben.

Seine Worte kommen kurz und abgehackt, so als spare er den Atem für etwas anderes. Er nervt, wie er da in der Türe steht, mit seiner klatschnassen Jacke und den dreckverschmierten Schuhen. Alkoholkrank, derzeit trocken, verkühlt, einige Haare stehen ihm wirr zu Berge.
Erst später merke ich, dass er Schmerzen hat – deshalb atmet er so schwer. Ich begleite ihn, sein Pass wurde ihm gestohlen, ohne mich bekommt er sein Geld nicht auf dem Postamt. Ich gehe schnell, zu schnell für ihn, bin angenervt, will schnell wieder zurück, frage, wo er jetzt wohnt und erfahre, dass er gestern bei dieser Eiseskälte auf der Strasse geschlafen hat. Meine Schritte werden langsamer. Das erste mal sehe ich ihm voll ins Gesicht.
„Warum?“
Ich habe Schulden, und sie wollten mich nicht in die Schlafstelle lassen, bevor ich nicht bezahlt habe.“
Er lächelt, als er mir das erzählt. Die buschigen Augenbrauen tanzen dabei fast lustig. Kurz verzieht sich sein Gesicht zu einer Fratze - der Schmerz.
„Was ist los,“ frage ich.
„Ach, vor ein paar Tagen haben mich drei Jugendliche nach Zigaretten und Geld gefragt. Ich hatte keins!“ Ich glaube ihm aufs Wort.
„Und...“
„Tja, und plötzlich hat mich von hinten etwas am Schädel getroffen, dass es mich umghaut’ hat!“
„Und dann hat mir einer noch mit dem Stiefel voll in die Rippen getreten – da kannst gar nichts machen...ich war vollkommen baff, da hast keine Chance.“
„Ja, haben sie Kerle wenigstens angezeigt, hat man sie erwischt?“
„Nein, warum denn, das hätt’ ja ohnehin nix genutzt!“
Ich erkenne, dass weitere Diskussionen sich erübrigen.
Er erzählt die Geschichte lächelnd weiter, es ist ein verzeihendes Lächeln und ich bin von der Sanftheit seiner Stimme, der stoischen Ruhe seiner Schilderung völlig überrascht. Seine Augen scheinen alles Verständnis dieser Welt in sich zu vereinen. Ich bin irritiert und tiefberührt, kann nicht einmal so richtig Zorn entwickeln, für ihn, statt ihm.
Mit der Story und seiner ungewöhnlichen - völlig aggressionsfreien - Reaktion hat er mich komplett aus dem Routinetrott herausgerissen. Ich ziehe die Handschuhe aus, als er mir zum Abschied die Hand reicht. Sie ist trocken und warm und er versucht kräftig zu drücken.
Noch einmal treffen sich unsere Blicke und ich habe das Gefühl, nie einem würdevolleren Menschen begegnet zu sein.

Und es geht doch! Auch diesem düsteren Zwielicht kann man etwas abgewinnen. Du schnappst dir das Fahrrad, statt dem Auto, packst dich fest und möglichst wasserdicht ein und startest los.
Es riecht nach Holz, verbranntes Buchenholz, die Stadtrand-Bauern heizen eben anders. Die Feuchtigkeit der Luft nimmt dem Holzgeruch das Bissige. Schneeflocken, die in den Augenwinkeln hängen bleiben, verleihen den Dämmerlichtern einen sanften silbernen Glanz.zwie
Wäre da nicht die schneidende Kälte, die der Wind dir ins Gesicht bläst und die Notwendigkeit strenger Aufmerksamkeit, um die Unebenheiten des Weges mit dem Fahrrad nicht zu übersehen – du könntest fast ins Tagträumen kommen. Twilight-dreams?
Du musst hin und wieder die Augen schließen, vor allem wenn es schneller wird, etwa bergab – die Schneeflocken brennen auf den Wangen. In der Ferne siehst du dein erstes Ziel, den Bäckerladen. Du freust dich auf den herrlichen Duft, straßenflankierende Laternen weisen den Weg.
Die Verkäuferin packt dir ohne Nachfrage das Gewünschte ein. Der Duft, dieser Duft nach frischem Brot – fast möchtest du bleiben.
Wieder im Sattel denkst du das erste mal an den Winter in der anderen Stadt, wunderschöne Bilder tauchen auf, unvergessliche Momente, von großer Zärtlichkeit und stiller Freude. Na, wenn das kein Grund ist, den November zu lieben. Ein Geschenk für den Kopf. Du beschließt es anzunehmen. Willkommen Zwielicht! Willkommen November!

Vernunftbetontheit nutzt hier nicht. Das Gefühl taucht auf wie dieser bekannte Brechreiz, der auch dann noch auftritt, wenn man sich schon drei Stunden die Seele aus dem Leib gekotzt hat. Plötzlich ist es wieder da. Du versuchst gedanklich dagegen zu steuern, das Bild zu vertreiben. Das macht es nur schlimmer. Der Mensch an den du denkst startet los in neue Dimensionen du erkennst ihn zwar sofort, er erscheint nur in einem neuen Gewand, aber die Dinge die er tut sind anders. Er schlägt dich mit seiner Liebe, streichelt dich mit seinem Hass. Alles ist verdreht. Du küsst ihn, und in diesem Moment wird dir klar, es ist jemand anderes. Eine ältere Version derselben Person, neu eingekleidet? Das Bild verwandelt sich: Ein Erwachsener, den du als Kind geliebt hast, dessen Zuneigung du begehrt hast, diesmal in neuem Outfit?
Dein Verstand beschwört Freud, er soll dir deuten helfen, nichts zu machen, klare Absage – zu schnell hast du dich wieder in der gewaltigen emotionalen Welt der Erinnerung mit deinem begehrten Objekt verwoben. Und wieder wechselt die Szenerie:
Du siehst Schneeflocken, viele, fast ein Schneesturm, riechst nasse, wärmende Kleidung; ein halbvermummtes Gesicht, Zuordnung unmöglich. Dann: Speck und Zwiebel, die in der Pfanne anbraten und den unvergleichlichen Duft erzeugen, ein kurzen lautes Auflachen, der penetrante Klingelton eines Handys. Kinderlachen und Lichterketten. Du fühlst dich zu Hause, bist aber doch fremd hier, gestohlene Zeit, geborgte Behaglichkeit, künstlich?
Jetzt liegst du wach und beobachtest die Tropfen an den Scheiben, du kannst sie sehen, denn du hast das Licht draußen nicht gelöscht. Das Buch wird dich davon abhalten, in den gleichen Traum zurück zu kehren. Du bist dir sicher, dass du dahin nicht zurück willst - nicht jetzt.

Pastellenes Grün harmoniert mit dem tiefen Blau, unterstreicht die Gischt, weiß und wattig an den Enden. Sanft schiebt sich die Welle ans Ufer. fdb5a60Kraftvoll ins nasse Element gerammt, wie die Hufe der Pferde im schnellen Galopp wirkt sie weiter draußen; näher kommend dann wie die überdimensionale Version der Kreisel, welche die flachen Steine verursachen, die uns - aus unmöglichen Körperhaltungen geworfen - so entzücken, wenn sie mehr als dreimal springen. Dann wird es wieder ruhig, glatt, friedlich. Die spiegelnde Oberfläche des Wassers zerteilt sich erst an den stumpfen Steinen, die aus dem Sandboden ragen, sie zeichnen neue Muster, brechen das Licht. Die Morgensonne verleiht den Zauberglanz, nur um diese Stunde kann solch ein Bild entstehen. Ich muss hin, sobald ich kann, will es riechen, schmecken, greifen - gerade jetzt wo alles stirbt in unseren Breiten. Nichts kann dieses Labsaal für die Seele ersetzen.


„Los Angeles - Die US-Armee hat vier Soldaten wegen Mordes an einem irakischen General angeklagt. Die Männer sollen im November vergangenen Jahres den 57-jährigen General Abed Hamed Mowhoush bei einem Verhör im irakischen Kaim erstickt haben, sagte eine Sprecherin der US-Armee am Montag (Ortszeit) in Fort Carson im US-Bundesstaat Colorado.“(derStandard, 5.10.04)

Na ja, nun weiß man zumindest, woher das Sprichwort stammt! Wer hätte gedacht, das es aus dem Irak kommt? Auch wenn der Keim ein anderer ist.
In oder mit welchem Kaim Mowhoush erstickt wurde, wird auch im Standard nicht näher erörtert.bush
Tatsache ist, dass dem 57jährigen aufgrund eines Verhör-Fehlers die Luft ausgegangen ist. Besser aufpassen, lieber General, das nächste mal einfach besser aufpassen! "Kann passieren, kann passieren, was soll das ganze Aufhebens, wegen einem Terroristengeneral?"
Georg W. zitiert dazu eines seiner großen Vorbilder, wie er Mitglied im Club der „Minderbegabten aber Mächtigen“ (max. IQ: 89):
John Wayne, ehemaliger Schauspieler und Kriegsheldverweigerer (konnte aufgrund seiner Krebserkrankung „Charlie“ im Vietnamkrieg nicht bekämpfen, drehte stattdessen Filme, in denen er einige Charlies schlitzen konnte) hätte – würde er noch leben- das ganze mit seiner berühmten Wachel-Handbewegung abgetan: „Er hat den Krieg selbst heraufbeschworen, jetzt muss er die Rechnung zahlen, jeglicher Widerstand gehört im Kaim erstickt!“wayne
Den Soldaten darf man hier keinesfalls Schuld zuweisen! Eindeutig geht aus dem Bericht hervor, dass einer der Soldaten – auf Mowhoushs Brust sitzend - versuchte, dem General den Kaim noch aus dem Mund zu ziehen. ("Einer der Angeklagten habe sich auf seine Brust gesetzt und seine Hand in den Mund des Irakers gesteckt"- derStandard. )
Wahrscheinlicher ist, dass Mowhoush nicht wusste, dass man keinesfalls mit dem Kopf zuerst in den Schlafsack kriecht – ein klassischer Verhör-Fehler bei den Anweisungen der Soldaten? Pech natürlich, wenn am Fußende des Schlafsackes auch noch so ein unverdaulicher Kaim herumliegt. Das musste ja schief gehen.

 

twoday.net AGB

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